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An dieser Stelle füge ich über Zeit verschiedene Themen rund um die Welt der Gehörlosen ein, die interessante Einblicke ermöglichen. Gerne nehme ich dabei auch eure/ihre Anregungen auf.

 

Gehörlosenkultur

Gehörlose empfinden sich nicht als behindert, sondern als Teil einer kulturellen und sprachlichen Minderheit mit vielfältigen Aktivitäten. Die Welt der Gehörlosen ist dabei keineswegs eingeschränkter im Vergleich zu uns Hörenden. Ganz im Gegenteil. Sie ist ein wenig anders, sehr spannend, und bisweilen schwer zu ergründen. Psychoanalytisch ist es oftmals außerordentlich differenziert und vielfach Gefahr laufend, missverstanden zu werden.

Kulturfelder, in denen Gehörlosenkultur vorzüglich studiert werden kann, sind Theater und Kino. Mich begeistern immer wieder u.a. Darbietungen des Deutschen Gehörlosentheaters in Berlin (https://www.gehoerlosentheater.de), das ich hiermit gerne empfehle.

Schauspielerische Darbietungen von Gehörlosen im Kontext der hörenden Welt faszinieren mich ebenfalls. Hier gab es in der auch jüngeren Vergangenheit viel beachtetet und kommerziell erfolgreiche Produktionen. Nachfolgend eine kleine Auswahl:

«Gottes vergessene Kinder» von Rainda Haines (1986)
Rainda Haines erzählt von einer komplexen Beziehung, deren Kern der Respekt über die unterschiedliche Wahrnehmung der Welt durch den Hörenden und die Gehörlose ist. Der im März 2022 verstorbene William Hurt und die gehörlose Schauspielerin Marlee Matlin spielen bewegend herausragend. Matlin gewann 1986 für ihre Rolle den Oscar.

«Jenseits der Stille» von Caroline Link (1996)
Caroline Link ist gegenüber dem US-Feel-Good-Movie von Haines um einiges realistischer bei den sozialen und familiären Konflikten, die die hörende Tochter und die gehörlosen Eltern austragen. Lara jedenfalls – gespielt von Sylvie Testud – braucht viel Kraft, um sich vom Vater zu lösen. Caroline Link inszeniert sehr sensibel einen Selbstfindungsprozess.

«Coda» von Sian Heder (2021)
In diesem Familiendrama ist die 17-jährige Rudy, gespielt von Emilia Jones, das einzig hörende Mitglied ihrer Familie. Als sie ihre Leidenschaft für das Singen entdeckt, gerät die junge Frau in einen Konflikt zwischen der Verantwortung gegenüber ihrer Familie und ihrem Traum, am Berklee College of Music Gesang zu studieren. Im Rahmen der Oscarverleihung 2022 erhielt Coda insgesamt drei Auszeichnungen, u.a. als bester Film.

 

Literaturempfehlungen


«Stumme Stimmen»
von Oliver Sacks
Um die visuelle, sich im Raum entfaltende Gebärdensprache zu erforschen, macht Oliver Sacks diverse Reisen im wörtlichen und übertragenen Sinne. Das Ergebnis seiner Erkundungen: Die Gebärdensprache ist kein primitiver Behelf, wie viele glauben, sondern eine strukturierte, differenzierte, feinste intellektuelle wie emotionale Nuancen vermittelnde Ausdrucksform, der Lautsprache ebenbürtig, ja in mancher Hinsicht überlegen, «eine Sprache, die sich für Vorträge ebenso gut eignet wie für die Liebe.»

«Augenmenschen – Gehörlose erzählen aus ihrem Leben» von Johanna Krapf
Menschen mit einer Hörbehinderung sind in ihrer Wahrnehmung stark visuell orientiert. Deshalb werden sie auch «Augenmenschen» genannt. Sie erleben die Welt grundlegend anders als Hörende. Tatsächlich hat die Gesellschaft der Hörenden praktisch keine Vorstellung davon, wie gehörlose und hochgradig schwerhörige Menschen leben. Dabei gibt es unendlich viele Fragen, die zu stellen sich lohnt, um das Unwissen, aber auch unzählige Vorurteile abzubauen. Johanna Krapf hat Jugendliche, Frauen, Männer zwischen 12 und 67 Jahren zu ihrem Leben mit der Hörbehinderung befragt. Und schließlich gibt eine Gebärdensprachdolmetscherin faszinierende Einblicke in die Kommunikation zwischen zwei Kulturen, die sich sicherlich gegenseitig inspirieren können.

«Wem gehört die Gebärdensprache?» von Tomas Vollhaber
Gebärdensprache ist sichtbar. Die Anwesenheit von Gebärdensprachdolmetscher*innen im öffentlichen Raum ist vertraut. Doch nicht nur für Gehörlose ist Gebärdensprache wichtig. Gebärdensprachkurse und -studiengänge sind bei Hörenden beliebt und zeugen von einer wachsenden Neugierde an dieser besonderen Sprache. Der Autor bewegt sich auf einem Grat zwischen der Forderung nach Anerkennung der Interessen Gehörloser und der Entdeckung der Gebärdensprache durch Hörende. Mit seinen Essays wendet er sich an Menschen aus dem Bereich der Sprach- und Kulturwissenschaft, der Deaf Studies und Disability Studies an jene, die mehr vom Körper und seinen Sprachen erfahren wollen.

 «Gehörlos. Na und?» von Judith Harter
Kommunikative Pannen zwischen Gehörlosen, Schwerhörigen, Ertaubten und Hörenden. Was Sie daraus für ihre eigene Kommunikation lernen können.

 

Dissertation

Lena-Marie Kenzler
ist Doktorandin am Institut für Germanistik der Universität Rostock. Sie untersucht die sprachbezogene Weitsicht hörender Kinder gehörloser Eltern und ihrer Familien. Für ihr Forschungsprojekt sucht Frau Kenzler noch Gesprächspartner. Wer mindestens 18 Jahre, selbst hörend und mit zwei gehörlosen Elternteilen aufgewachsen ist, kann sich unter der E-Mail-Adresse lea-marie.kenzler@uni-rostock.de melden.

In eigener Sache
Mit der Dissertation, in der ich meine Erfahrung als hörendes Kind gehörloser Eltern wissenschaftlich verarbeite, erfülle ich mir einen lang gehegten Wunsch. Das Forschungsprojekt wird dabei weniger sprachwissenschaftlich orientiert sein, sondern vielmehr die besonderen psycho-sozialen Aspekte dieser Konstellation untersuchen. Auch hier gilt wie oben: Meldet Euch/melden Sie sich unter der E-Mail-Adresse stefan.koch@email.de.

 

Kurse

Unter anderem an den Universitäten und Hochschulen in Darmstadt, Frankfurt und Heidelberg finden regelmäßig Gebärdensprachkurse statt. Bitte wenden Sie sich an die jeweiligen Studiensekretariate. Eine Nachfrage an Volkshochschulen kann sich ebenfalls lohnen. Zudem gibt Ihnen der nachfolgende Schnupperkurs einige grundlegende erste Informationen.

Link zur Präsentation "Schnupperkurs"

Klicken Sie auf das Bild, um auf den «Schnupperkurs» zu gelangen

 

Ich selbst kann im Moment aus Kapazitätsgründen nur wenige Gebärdensprachkurse im Jahr anbieten. Es ist dennoch geplant, weitere Lehrmaterialien zu erarbeiten, die als Grundlage für weitere Kursangebote dienen sollen.

Die Struktur dieser Fortbildungsreihe setzt sich aus mehreren Lernkapiteln, orientiert am Sprachniveau nach Europäischem Referenzrahmen und angelehnt an lebensnahe Themenfelder und Essays von Gastautoren zusammen. Die Essays befassen sich mit der Geschichte der Gebärdensprache und den verschiedenen Lebensphasen von Gehörlosen – vom Kleinkind über das Erwachsensein bis hin zum älteren Menschen.

Ich verfolge hier nicht den Anspruch einer wissenschaftlich gestützten Sprachvermittlung, sondern folge vielmehr einem pragmatischen Ansatz, um der großen Nachfrage zeitnah gerecht zu werden.

Kapitel 1: Gebärdensprache lernen
Fünf einfache Gebärden, drei Methoden und fünf Fallstricke
Kapitel 2: Gebärdensprache lernen
Deutsches Fingeralphabet lernen – so klappt´s.
Kapitel 3: Gebärdensprache lernen
Untertitel folgt
Kapitel 4: Gebärdensprache lernen
Untertitel folgt
Kapitel 5: Gebärdensprache lernen
Untertitel folgt
Kapitel 6: Gebärdensprache lernen
Untertitel folgt
Kapitel 7: Gebärdensprache lernen
Untertitel folgt
Kapitel 8: 20 Jahre Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache
von Helmut Vogel, Pädagoge und Historiker
Kapitel 9: Gehörlosigkeit im Kleinkind-, Schul- und Jugendalter – Problemstellung, Handlungsfelder und Herausforderungen
von angefragt
Kapitel 10: Gehörlosigkeit im Erwachsenenalter – Problemstellung, Handlungsfelder und Herausforderungen
von angefragt

 

Unabhängig von diesem Angebot gibt es einige externe, interaktive Online-Angebote, die ich hier nach zuvor erfolgter Prüfung und Absprache mit den Urhebern gerne weiterempfehle.

Sie bieten den Vorteil, dass sie von überall abgerufen werden können und der Lernwillige individuell Inhalte und Tempo für sich bestimmen kann. Die Angebotsseiten wurden mit sehr viel Liebe zum Detail erstellt und eignen sich hervorragend zum Selbststudium.

Gebärden Lernen | Home (gebaerdenlernen.de)
Gebärdensprachlexikon | SpreadTheSign

Das Angebot ist groß, ich will hier nicht verwirren oder überfordern. Nach meiner festen Überzeugung gelten weiterhin und stets, die unter dem Menuepunkt „DGS“ festgehaltenen Handlungsempfehlungen im Umgang mit hörgeschädigten und gehörlosen Mitmenschen. Sie und ihr werden bzw. werdet feststellen, dass man hiermit schon recht weit kommen kann.

 

Termine

Neben ungezählten Einsätzen für meine Mandanten (dokumentiert sind in den Jahren 2022 und 2023 jeweils über 400 Stunden – neben meinem Hauptberuf und ohne Hinzurechnung von Aufwänden im elterlichen Umfeld), finden sich hier offizielle Anlässe, die ich begleitet habe:

22.04.2022 Hochschule Darmstadt, Veranstalter AStA
Helmut Vogel (gl), Präsident des Deutschen Gehörlosenbundes, Berlin
Lena Krächan (gl), Studentin «Public and Non-Profit Management» an der Frankfurt University of Applied Sciences
Marco Efimov (gl), Lehrbeauftragter für Deutsche Gebärdensprache an der Hochschule Darmstadt
02.12.2022 Online-Gebärdensprachkurs bei BASF SE, Ludwigshafen
mit Nicolette Schmitt, Mitarbeiterin des Integrationsbetriebs

 

«Gebärdensprache?

Cool und eigentlich ganz einfach.»

Marie

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